Geschockt von der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl und unter dem Einfluss der demokratischen Veränderungen in der UdSSR geriet die Gesellschaft der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik (UkrSSR) Ende der 1980er Jahre stark in Bewegung. Unabhängige soziale Gruppierungen warben lautstark für staatliche Souveränität und Demokratie. Es kam zu Massendemonstrationen gegen die Regierung. Im Januar 1990 bildeten drei Millionen Ukrainer eine „Menschenkette” zwischen Kiew und Lemberg. Die Veränderungen erfassten auch die Kommunistische Partei selbst, wobei Forderungen nach einer gelockerten Föderation mit der UdSSR laut wurden. Der Versuch der Kommunisten, die Situation durch die teilweise Übernahme der Parolen der Opposition unter Kontrolle zu bringen, scheiterte.

 

Im März 1990 fanden erstmals teilweise freie Parlamentswahlen statt. Der von nichtkommunistischen Organisationen ins Leben gerufene „Demokratische Block“ erhielt ca. 100 Sitze - die Kommunisten mehr als das Doppelte, wobei deren Vertreter später teilweise zur Opposition übertraten. In den Gemeindewahlen der westlichen Wahlbezirke siegten die nichtkommunistischen Organisationen deutlich. Infolge dessen entstanden zahlreiche politische Parteien unterschiedlicher Couleur. Der im Juni 1990 einberufene Kongress der Kommunistischen Partei der Ukraine rief die Deputierten zur Annahme des Beschlusses über die staatliche Souveränität auf.

 

Am 16. Juli 1990 erklärte der Oberste Sowjet die UkrSSR für souverän und bezeichnete sie als neutralen Nationalstaat mit eigenen Streit- und Sicherheitskräften. Zugleich kündigte man die Unterzeichnung eines neuen Unionsvertrages mit der UdSSR an. Teile der ukrainischen Kommunisten, darunter der damalige Parlamentspräsident (und spätere Staatspräsident) Leonid Krawtschuk, entschlossen sich unter dem Druck der Öffentlichkeit und aus Furcht vor Marginalisierung und Machtverlust zur Unterstützung der Unabhängigkeitsbestrebungen. Im August 1991 erklärte das Parlament die Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion.