Ende 1989 stürzten die Reformer innerhalb der Bulgarischen Kommunistischen Partei den Diktator Todor Schiwkow und begannen, das politische System zu reformieren, in der Hoffnung, so an der Macht bleiben zu können. Die begrenzte Liberalisierung schuf die Voraussetzungen für eine dynamische Entwicklung der bis dahin schwachen Oppositionskreise. Angesichts der massiven Stimmung gegen die Regierung beschlossen die Regierenden, sich mit Vertretern der Opposition an einen Runden Tisch zu setzen. In den Gesprächen, die von Januar bis Mai 1990 stattfanden, wurde die Ausrichtung der weiteren Veränderungen festgelegt.

 

Das daraus resultierende Abkommen sah unter anderem die Demokratisierung des politischen Lebens und die Abhaltung freier Wahlen zum Parlament und zur Großen Nationalversammlung vor, die eine neue Verfassung verabschieden sollte. Gleichzeitig ermöglichte es den Mitgliedern der ehemaligen kommunistischen Partei, ihre politischen Positionen zu behalten und sich der Verantwortung zu entziehen. Obwohl Schiwkow Anfang 1990 unter anderem wegen Machtmissbrauchs verhaftet wurde, wurde er später nicht bestraft. Die Postkommunisten gewannen die Wahlen vom 10. bis 17. Juni 1990.

 

Bulgarien war das einzige Land in Ostmitteleuropa, das die ersten demokratischen Wahlen mit der Frage der Ausarbeitung einer neuen Verfassung verband. Sie wurde bereits 1991 verabschiedet und legte den Grundstein für eine weitere Abkehr vom Kommunismus und die Entwicklung der Demokratie. Mitte 1990 ernannte das Parlament Schelju Schelew, den Vorsitzenden der Oppositionspartei am Runden Tisch, zum Präsidenten. Im Jahr 1990 nahm Bulgarien diplomatische Beziehungen zur NATO und die Zusammenarbeit mit der EU auf. Ende desselben Jahres verabschiedete das Parlament eine Resolution, in der es seinen Wunsch nach einem künftigen Beitritt zur EU zum Ausdruck brachte.