Albanien galt im Jahr 1990 als eine der grausamsten kommunistischen Diktaturen. Die Veränderungen in Ostmitteleuropa schienen keinen Einfluss auf ein Land zu haben, das viele Jahre lang isoliert gewesen war. Ihr Echo erreichte die Bevölkerung dann aber doch und weckte Hoffnungen auf den Sturz des Regimes.

 

Die ersten Proteste fanden am 14. Januar 1990 in Shkodra statt, wo Demonstranten versuchten, eine Stalin-Statue zu stürzen. Ende Januar forderten die Studenten in Tirana die Streichung des Namens von Enver Hoxha (der von 1944 bis 1985 regierte) aus dem Namen der Universität. Im März brachen die ersten Streiks aus. Als Reaktion darauf kündigten die Behörden begrenzte Reformen an: Sie ließen ausländische Investitionen zu, ermöglichten die Unabhängigkeit von Unternehmen und hoben das Verbot des öffentlichen Glaubensbekenntnis auf. Die diplomatischen Beziehungen zur UdSSR wurden wieder aufgenommen und die Mitgliedschaft in der OSZE beantragt. Dies verhinderte jedoch nicht weitere Proteste – so wurde beispielsweise Anfang Juli der Aufstand von Einwohnern der Stadt Kavaja brutal niedergeschlagen. Die Flucht ins Ausland verstärkte sich trotz des Befehls zur Erschießung von Flüchtigen (1990 wurden mindestens 57 Menschen getötet).

 

Im Dezember 1990, während der Studentenproteste in Tirana, wurde die erste oppositionelle Gruppierung, die Demokratische Partei Albaniens (PD), gegründet. Sie begann bald mit der Herausgabe ihrer Zeitung "Rilindja Demokratike" ("Demokratische Wiederbelebung"). Im Februar 1991 stürzten Demonstranten in Tirana und anderen Städten Denkmäler von Hoxha. Bei den vorgezogenen Wahlen im März 1991 errangen die Kommunisten jedoch eine überwältigende Mehrheit. Dies führte zu weiteren Protesten, woraufhin die Armee in Shkodra vier Demonstranten tötete. Trotz weiterer Änderungen – vom Staatsnamen über die Abschaffung der Kolchosen bis hin zur Amnestie für politische Gefangene – wurden diese fortgesetzt. Schließlich verloren die Kommunisten nach den darauf folgenden Wahlen im März 1992 die Macht, die Regierung wurde von der PD gebildet und ihr Vorsitzender Sali Berisha wurde Präsident. Allerdings kehrten die ehemaligen Kommunisten später immer wieder an die Macht zurück. Albanien leidet noch immer unter den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen der brutalen Diktatur.